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Afghanistan ist nicht sicher. Rückkehrern und Abgeschobenen droht der Tod

8. Juni 2021
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Aktuelle Studie belegt: Erneute Flucht oft einziger Ausweg.

“Wer Menschen nach Afghanistan abschiebt, gefährdet ihr Leben“, fasst Friederike Stahlmann, offizielle Sachverständige und Gutachterin für Afghanistan für die Österreichischen Gerichte ihre neue Studie zusammen.

Die aktuelle Studie belegt, dass abgeschobenen Afghanen Gefahr für Leib und Leben, Verelendung und Verfolgung droht. Unter anderem werde ihnen insbesondere auch wegen ihrer Flucht nach Europa Verrat, Verwestlichung, unmoralisches Verhalten und die Abkehr vom Islam vorgeworfen. Auch die Familien von Europa-Rückkehrern seien gefährdet. Den Rückkehrern fehlt deshalb vielfach das überlebenswichtige familiäre Netz.

Aktuelle Studie dokumentiert Erfahrungen von 113 der 908 zwischen Dezember 2016 und März 2020 aus Deutschland abgeschobenen Afghanen

Seit 42 Jahren herrscht in Afghanistan Bürgerkrieg, dieser Krieg eskaliert in den letzten Jahren immer wieder. Der Alltag ist von einem hohen Maß an Gewalt und großer Not im Land geprägt.

Afghanistan-Expertin Friederike Stahlmann hat in ihren Studienjahren und auch zuletzt lange Zeit in Afghanistan verbracht. Auch kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie war sie im Land, um die aktuelle Studie abzuschließen, die jetzt veröffentlicht wurde. Für diese hat sich die Wissenschafterin mit der besonderen Situation von Abgeschobenen bzw. Rückkehrern nach Afghanistan beschäftigt.

Abgeschobenen Afghanen droht Gefahr für Leib und Leben

Die Untersuchung basiert auf einer mehrjährigen Forschung und dokumentiert die Erfahrungen von 113 der 908 zwischen Dezember 2016 und März 2020 aus Deutschland abgeschobenen Afghanen. Bis auf einen Betroffenen haben alle bekannten Abgeschobenen das Land wieder verlassen oder planen dies. Zwei von ihnen haben Suizid begangen.

Wie Khalil O., der erleben musste, dass seine Familie von den Taliban bedroht wurde, als er zurückkam. So wurde er gleich nach der Ankunft in Kabul von seiner Familie gewarnt, nicht nach Hause zu kommen, weil die Taliban schon dagewesen seien und sie bedroht hätten, damit sie ihn ausliefern. Er solle stattdessen fliehen. Kurz darauf brach der Kontakt zu seiner Familie dauerhaft ab. Seitdem lebt er mit der Angst und Schuldgefühlen, dass seine Abschiebung seine Familie womöglich das Leben gekostet hat: „Bis ich zurückgekommen bin, war meine Familie ok. Wegen mir wurden sie bedroht, jetzt sind sie verschollen. Ich kann nicht schlafen. Ich denke immer darüber nach, ob sie noch leben, und dass ich schuld bin.“

Besonders prekär: Die Betroffenen selbst können während ihrer Zeit in Deutschland noch nicht wissen, wie es sein wird, zurückzukehren bzw. abgeschoben zu werden. Manche kennen Afghanistan nicht einmal, weil sie als Flüchtlinge in Iran oder Pakistan aufgewachsen sind. Die anderen können oft nicht wirklich beurteilen, wie es sich auf ihr Leben in Afghanistan auswirkt, dass sie in Europa waren.

Und die Vielen in Deutschland und Europa, die keinen Schutz erhalten haben, leben mit der Angst vor einer Abschiebung in das unsicherste Land der Welt.

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Foto: Christoph Glanzl